zwei Modellansichten

SKULPTUR "ÖKUMENE"

1. AUSGANGSLAGE / BRIEFING

Ausgeschriebener Projektwettbewerb der Evangelischen Kirchgemeinde Bussnang TG mit der Aufgabe ein ökumenisches Gemeinschaftsgrab zu entwerfen.

2. TRANSPARENZ / INSIGHT

Diese Gemeinschafts-Grabfigur ist zu einer runden Scheibe geformt als Abbild des "Weltenrund". Die tief eingemeisselte Vierteilung des Kreises, das Kreuz, ist Zentrum und zugleich symbolisches Zeichen für den Beginn der Ordnung.

Die beidseits der runden Scheibe in vertieftem Relief eingearbeitete, freie und fliessende Ornamentik rund um das Kreuz, versinnbildlicht Leben. Der so beidseits behauene Stein wird gewaltsam gebrochen.

Der spontane Bruch soll Zeichen für die Heftigkeit und Unerbittlichkeit des Todes sein. Das erneute Zusammenfügen der gebrochenen Formen im Zentrum soll darstellen, wie sich im Tode nur das Äussere trennt.

3. GESTALTUNGSKONZEPT

Das Auffinden der emotionalen, symbolischen Basis dieser Gemeinschaftsgrab-Figur erfolgte in verschiedenen Schritten. Dem Archetyp des Erdenrund ähnlich, wird der Stein zu einer überlebensgrossen, runden Scheibe geformt. Als Symbol für das pulsierende Leben erfährt die Steinscheibe auf beiden Seiten eine ornamentale, einem verschlungenen Flechtwerk ähnliche Verzierung, die in ihrer Bildhaftigkeit dem aufmerksamen Betrachter mit sehr viel Leben symbolisierender Sinnlichkeit begegnet.

Als Symbol für das dramatische, nicht aufzuhaltende Todesereignis, wird diese runde, beidseits lieblich verzierte Steinscheibe zwischen zwei grossen Steinblöcken gewaltsam und bewusst zerbrochen, und es entstehen zwei annähernd gleich grosse, halbrunde Figurenscherben. Um die Dramatik des Todesereignisses tröstlicherweise auf der Symbolebene einzuordnen, um den mystischen Kreis zu schliessen, werden diese beiden Figurenhälften um den rechten Winkel versetzt, im Zentrum wieder zusammen gefügt.

Diese Art des veränderten Zusammenfügens führt den Betrachter von der materiellen in die mystische Betrachtungsweise: was getrennt scheint, wird vereint, der Bruch des Todes wird zum neuen, immateriellen Kreis des mystischen Lebens.

4. PRODUKTION

Ausführung in Muschelkalk, nach alter Steinmetzmanier in freiem Hieb aus dem Stein gehauen.

Masse: Durchmesser der Steinscheibe im ungebrochenen Zustand (ca. 1.5 m)
Mächtigkeit der Scheibe ca. 30 cm

5. PLACEMENT / KOMMUNIKATION

Standort: auf der Grenzlinie der beiden Friedhöfe der Gemeinde CH-9565 Bussnang TG

Das Placement ist im Falle dieser Figur auch Teil der Kommunikation:
Im Laufe der Projektbearbeitung interessierte sich nach der Evangelischen Kirchgemeinde als Auftraggeber auch die Katholische Kirchgemeinde für diese Figur. Die beiden Parteien beschlossen, eine seit Generationen bestehende feste Grenzmauer beider Friedhöfe zu schleifen und an dieser Stelle die Figur zu platzieren. So ist die Figur nun für beide Parteien gleichermassen zugänglich.

Was getrennt scheint, wird vereint. . .
mit dieser Skulptur nicht nur im mystischen Bereich des Todes, sondern auch im politisch- öffentlichen Feld des Lebens.